Filmkritiker vs. Filmbesprecher – 2

Weitere Definition:

„Filmkritik: Von der Schreib- und Wahrnehmungsweise eines Autors oder einer Autorin geprägter und zur Publikation bestimmter Text, der sich mit den inhaltlichen und formalen Spezifika eines Films auseinandersetzt; […]. Der Filmkritiker geht bei seiner Arbeit implizit oder explizit von filmtheoretischen Ansätzen aus, die sein Interesseinsbesondere an den ästhetischen, technischen, wirtschaftlichen, philosophischen oder psychologischen Gesichtspunkten eines Films oder eines Filmgenres wecken. Tendenziell setzt die Filmkritik ihre Rezipienten in Stande, Filme als Kunstwerke zu erfahren und zu kritisieren. Von der Filmkritik zu unterscheiden ist die als Serviceleistung vor dem Kinobesuch gedachte Filmbesprechung, die üblicherweise die erzählte Handlung eines Films referiert und in einem kurzen Resümee ihr wertendes Urteil abgibt.” (Sachlexikon Film. Rother, Rainer (Hrsg.) Reinbek bei Hamburg : Rowohlt 1997.)

Filmkritiker vs. Filmbesprecher

Der Blog filmfragmente untersucht Aspekte eines Films. Das titelgebende Fragment bezieht sich hierbei auf die Filme sowie auf die Rezeption der Filme. Die Filmerzählungen sind fragmentarisch. Sie geben nur Montagen, Perspektiven, Angebote, Interpretationen von Ereignissen, die es hermeneutisch stets abzugleichen gilt mit gesellschaftlichen Entwicklungen. Demnach kann das Herantasten an einen Film auch nur fragmentarisch sein, weil die Untersuchungsmethoden rekursiv ablaufen. Filme werden somit mehrfach gesehen in zeitlichen Abständen.

Als Standpunkt wird eine grundlegende Defintion genutzt:

„Die Filmkritik wird meist von der Filmbesprechung unterschieden, die als Serviceleistung für den Kinobesucher dient und meist neben einer Inhaltswiedergabe eine wertende Empfehlung enthält. Der Filmkritik dagegen geht es dagegen darum, den Film in ästhetische, technische, ökonomische, soziologische oder philosophische Rahmen zu stellen und mittels des Films einen Diskurs um tiefenideologische und ästhetische Bedeutungen zu eröffnen.“ (Filmlexikon Uni Kiel: https://filmlexikon.uni-kiel.de/index.php?action=lexikon&tag=det&id=168)

Die Filmbesprechung zeigt eine vermittelnde Position auf, indem lediglich Filmempfehlungen einem potentiellen Kinobesucher aufgezeigt werden. Hierbei wird zumeist nur die Frage gestellt: Lohnt sich das Lösen eines Kinotickets? Diese Frage ist zeitlich begrenzt und verschwindet sobald der Film auf diversen Streamingplattformen stattfindet. Zumeist wird hier auch nicht der Film, sondern das Gefühl des Filmbesprechers bewertet. Ob eine Szene gerührt hat oder nicht ist dabei reine Empfindungssache eines tagesformabhängigen Bewerters. Eine „Ausleerung des Tränensacks“ (Schiller) als Qualitätsmerkmal einzuordnen, eröffnet keinen Diskurs über den Film.

Der Begriff des Filmkritikers wird leider zu vorschnell genutzt, sich selbst zugeschrieben oder von äußeren Umständen durch Unwissenheit zugetragen. Filmkritiker wird nicht, wer Tausende Filme gesehen hat. Das erhöht nur die Quantität des Vergleichsmaterials. Ob die Action in den Filmen von letzter Woche brachialer war, kann somit gezeigt werden. Aber wer methodisch nur ein marginales Programm abspult bzw. keine Methode verwendet, ist filmtheoretisch auf wenige Dimensionen eingegrenzt.

Vielmehr muss der Filmkritiker zurücktreten in seiner Filmbiographie. Er benötigt eine Distanz zu den Bildern, um nicht die bloße Emotion aufgeladen zu bekommen. Wer sich durch Filmbilder bestechen lässt, bewertet am Ende nur die eigenen Gefühle.

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